15. Februar 2025

Zum Advent: „Macht die Türen auf, macht die Herzen weit!“

Zuletzt aktualisiert am 26. November 2022

Advent. Hoffnung in sich tragen. Ich bin voller Erwartung. Ich bin guter Hoffnung. Ich warte auf das, was kommen mag.

„Macht die Türen auf, macht die Herzen weit …“ singe ich so gern im Advent. Und weiter: „und verschließt euch nicht: es ist Weihnachtszeit.“ Hm, erst mal Adventszeit. Viele haben einen Adventskalender. Öffnen die Türchen. Tag um Tag. Freuen sich über die Überraschung. Bis es, bis es, bis es dann endlich Weihnachten geworden ist. Das letzte Türchen geöffnet.

Advent. Hoffnung in sich tragen. Die Botschaft der Engel wahrnehmen. Allen Bescheid sagen. Die Vorbereitungszeit nutzen.

„Eine Tür, eine Tür, tut sich auf für mich. Und das Licht, und das Licht, das grüßt dich und mich.“ Die erste Strophe. Singt von allen Türchen. Und besonders von der letzten Tür. Hinter ihr ist es hell. Strahlend. Leuchtend. Alles voller Licht. Hell und funkelnd. Wie die Sterne. Und die Engel singen voll Freude.

Advent. Hoffnung in sich tragen. Ich möchte zur Ruhe kommen. Ruhe ist wichtig. Die Zeit genießen.
„Tritt herein, tritt herein, schau das Wunder an. Wie ein Kind, wie ein Kind, uns verwandeln kann.“ Die zweite Strophe. Das Neugeborene, das uns still werden lässt. Ehrfürchtig. Leise. So zart ist es. So frisch. Und neu. So hilflos und zerbrechlich. Und doch so beseeligend und froh machend. Ja, das Leben geht weiter! Das kleine, neue Leben macht mich still. Dankbar. Froh. Fröhlich.
Advent. Hoffnung in sich tragen. Altes Vergangenheit sein lassen. Den Platz schaffen für das, was kommt. Die Deko aus dem Keller holen.

„Jesus kommt, Jesus kommt, lädt zum Frieden ein. Lass den Streit, lass den Streit, es wird Weihnacht sein.“ Die dritte Strophe. Weihnachtsbotschaft. Friede soll sein. Kein Streit. Keine Gewalt. Kein Krieg. Liebe soll sein. Unter den Menschen. In der gesamten Schöpfung. Friede auf Erden. Versöhnung und Vergebung. Sich entschuldigen. Händereichen.

Advent. Hoffnung in sich tragen. Neuanfang wagen. Nichts wird mehr so sein wie vorher. Alle Jahre wieder?

„Macht die Türen auf, macht die Herzen weit und verschließt euch nicht: es ist Weihnachtszeit.“ Mich öffnen. Mein Herz weiten. „Meins Herzentür dir offen ist“, singt die fünfte Strophe des alten Lieds „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ Das Schwere hineinlassen und das Schöne. Das Leichte, Liebliche. Und das Traurige, Trostlose auch.

Advent. Hoffnung in sich tragen. Staunen. Wunder. Das Herz geht auf.

Erinnerung an Elisabeth. Die hochbetagte kinderlose Frau. Marias Cousine. Plötzlich schwanger. Was für ein Wunder! Ist sie doch eine alte Frau, in den Augen der Menschen zu nichts mehr gut. Und jetzt das! Als sie jung war und frisch verheiratet, da sehnte sie sich danach, schwanger zu werden. Monate, Jahre voller Sehnsucht. Gehofft, gebetet, immerzu. Immer wieder aufs Neue gehofft. Und nun. Plötzlich schwanger. Sie schämt sich. Und sagt doch „Ja“ zu ihrem Kind. Und mit diesem „Ja“ kommt die Freude. Diese Riesenfreude über diese unverhoffte, wunderbare Erfüllung ihres Lebenswunsches. Jetzt weiß sie es: Gott hat ihr geholfen.

Advent. Hoffnung in sich tragen. Trotz Hektik und Stress. Trotz Angst und Unsicherheit. Mit allen gemeinsam.

Maria ist unterwegs. Im Gebirge. Zu Elisabeth, ihrer Cousine. Die soll ja auch schwanger sein. Schon im 6. Monat. So sagte es ihr der Engel. Unglaublich. „Sei gegrüßt, Begnadete, Gott ist mit Dir!“ Sie hört noch ganz deutlich die Stimme des Engels in ihrem Ohr. „Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und du wirst ihm den Namen Jesus geben und er wird Kind Gottes genannt werden.“ Maria ist so erschrocken. Ist doch nur verlobt, mit Josef. Noch gar nicht verheiratet. Und was heißt das überhaupt: Sohn Gottes? Ein so bedeutsames Kind soll sie zur Welt bringen? „Alle Dinge sind möglich bei Gott“, so antwortete der Engel. Und sie hört sich sagen „es soll geschehen“.

Advent. Hoffnung in sich tragen. Gott wird Mensch. Ein Kind wächst heran im Mutterleib. Hoffnung für die Zukunft.

„Macht die Türen auf, macht die Herzen weit und verschließt euch nicht: es ist Weihnachtszeit.“ Ja! Mich öffnen. Mein Herz weiten. Und beten. Gott hinhalten, was mich bewegt.

Du Gott bist die Kraft, die Leben schafft, die Leben erhält, die Leben verändert. Ich bitte dich:

Mach die Herzen weit. Für die, deren Hoffnung zerbrochen ist. Die nicht mehr können. Die verzweifeln.

Mach die Herzen weit. Für die Kranken. Die auf Linderung und Heilung warten. Die Angst vor dem Sterben haben.

Mach die Herzen weit. Für die Einsamen. Die sich alleine fühlen, gerade im Advent.

Mach die Herzen weit. Für die, die ein Kind verloren haben. Oder sich voll Sehnsucht eines wünschen.

Mach die Herzen weit. Für die Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Die von zuhause weggelaufen sind.

Mach die Herzen weit. Mach die Sehnsucht nach Frieden groß. Nach Verhandlungen und Gesprächen. Nach Händereichen.

Du Gott kennst unsere Hoffnung. Du Gott kennst unsere Angst. Du weißt unseren Weg. Du führst uns zum Ziel.

Du Gott segne und sende uns, tröste und behüte uns.

Hiltrud Warntjen, Pfarrerin i.R.