Wir sind noch da! Weil er da ist.

Zuletzt aktualisiert am 7. August 2024

Unser Kreisposaunenwart erzählt mir voller Begeisterung vom Deutschen Evangelischen Posaunentag. Etwa 17.000 Bläserinnen und Bläser aus ganz Deutschland kommen Anfang Mai in Hamburg zusammen. Menschen aus den Posaunenchören des Oldenburger Münsterlandes sind mittendrin. An verschiedenen Orten in Hamburg ist Bläsermusik zu hören, an den Landungsbrücken und mitten in der Stadt. Am Sonntag im Stadtpark sind es mehr als 20.000 Menschen, die gemeinsam Gottesdienst feiern. Beeindruckend, ich feiere am Bildschirm zu Hause mit. Der Kreisposaunenwart fasst seine Eindrücke so zusammen: „Wir sind noch da!“ Und er meint damit die Kirche, die kleiner wird und in der Gesellschaft an Bedeutung verliert. Doch dort in Hamburg ist zu spüren, welche große Kraft in der Gemeinschaft des Glaubens steckt.

Genau diese Kraft entdecke ich, wenn mir Kolleginnen und Kollegen oder ehrenamtlich Aktive von Projekten erzählen: vom gemeinsamen Open-Air-Gottesdienst im Gemeindegarten, zu dem Menschen aus den Nachbargemeinden dazukommen. Vom ersten ökumenisch gefeierten Pfingstgottesdienst draußen, bei dem mehr als 300 Menschen sich berühren lassen von der Gemeinsamkeit. Von den Gottesdiensten einer kleinen Gemeinde, zu der wesentlich mehr Menschen kommen als noch vor einem Jahr. Von der Vorfreude auf das KonfiEvent „Mach dein Ding“ Anfang September in Vechta, zu dem mehr als 1000 Konfirmandinnen und Konfirmanden angemeldet sind.

„Wir sind noch da!“ – Von dieser Kraft spüre ich etwas, als wir uns als ökumenische Projektgruppe am Himmelfahrtswochenende im Museumsdorf in Cloppenburg in die „Dorfpartie“ einbringen. Menschen finden es gut, wenn Kirche auftaucht, mitten im Leben. Wenn Kirche da ist, zuhört und Segen weitergibt. So tut sie es übrigens auch bei Festivals wie in Wacken. Mit blauen Westen, auf denen „Festivalseelsorge“ zu lesen ist, sind Seelsorgerinnen und Seelsorger im ganzen Gelände präsent. Ansprechbar für Fragen, Nöte und Sorgen. Anlaufpunkt ist das Seelsorgezelt. Und auch bei Olympia ist Kirche mittendrin. Der evangelische Olympiaseelsorger und die katholische Seelsorgerin sind im Team für die deutschen Sportler und Sportlerinnen da. Sie haben ein offenes Ohr, bieten Gottesdienste und Meditationen an.

„Wir sind noch da!“ – Die Gemeinschaft des Glaubens stärkt mich. Kirche ist da, wo sie für die Menschen da sein kann. Zugegeben, wir als Kirche tun uns schwer damit, dass Vieles sich verändert, auch unsere Rolle in der Gesellschaft. Aber die Kraft, die unter uns zu spüren ist, hat ihre Quelle außerhalb von uns selbst und unserer Institution. Wir sind noch da – weil er da ist. Gott sagt: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen. (Jeremia 29,13-14) Ich will aufmerksam bleiben für Momente, in denen seine Kraft zu spüren ist. Für Orte, an denen er schon da ist.

Martina Wittkowski, Kreispfarrerin im Ev.-Luth. Kirchenkreis Oldenburger Münsterland