30. Dezember 2024

Weihnachten kommt von allein

Zuletzt aktualisiert am 30. Dezember 2024

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit dieser Überschrift will ich Sie nicht verärgern. Klar sind wir in diesen Tagen beschäftigt mit Vorbereitungen für das Fest. Meine Kolleginnen und Kollegen bereiten mehrere Gottesdienste parallel vor. Musikerinnen und Musiker proben für die zahlreichen Einsätze an den Festtagen. Eltern und Kinder bereiten in den Kirchengemeinden die letzten Details für das Krippenspiel vor; die Generalprobe steht an. Zu Hause wird alles auf Vordermann gebracht, gekocht, gebacken, eingekauft. Mit Spaß, – und manchmal mit Stress.
Bei aller Mühe, die wir uns geben, es stimmt: Weihnachten kommt von allein. Wir bereiten nur den Rahmen vor. So wie damals: Das junge Paar aus Nazareth in Israel macht sich, von der römischen Herrschaft unter Druck gesetzt, trotz der Schwangerschaft auf den Weg zu Fuß nach Bethlehem. Mein Routenplaner sagt, das dauert 3 Tage, wenn man ohne Pause liefe. Strapaziös ist das. Als Unterkunft am Zielort bleibt nur ein Stall, nicht gerade bequem.
Und trotzdem: Weihnachten kommt von allein. Das Kind, das geboren wird, ist ein Geschenk. Der Himmel, der sich öffnet, eine überwältigende Erfahrung. Die Engel, die singen, ein unglaublicher Chor. Die merkwürdigen Gäste berühren mit herzlicher Verbundenheit. Das junge Paar hat gewusst, dass etwas Besonderes im Kommen ist mit dieser Schwangerschaft. Doch niemand wusste vorher, was geschehen würde. Die Hirten schon gar nicht. Zu ihnen kam die gute Nachricht nachts mitten in ihrem Alltag.
Weihnachten geschieht einfach und wartet mit vielen Überraschungen auf. Das könnte noch heute so sein. Wenn der Himmel sich öffnet und ich einen Blick erhasche in Gottes Welt, in der alles gut ist. Heute habe ich im Jesajabuch eine Vision gelesen, die in die vorweihnachtliche Zeit gehört: Gott sagt „Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.“ (Jesaja 65,24) Das deckt sich bei weitem nicht immer mit meinen Erfahrungen. Aber dann – überraschend – eben doch: Nach einer krisenhaften Zeit erlebe ich, wie sich ein neuer Weg öffnet. So glatt hatte ich es mir nicht erhofft. Für ein kompliziertes Problem ergibt sich eine erstaunliche Lösung; darauf wäre ich im Vorfeld nicht gekommen. Es ist gewagt, das zu sagen, aber vielleicht gehört sogar die unerwartete politische Wendung in Syrien dazu. Bei allen Bedenken und Sorgen: Sie macht so viele Menschen, die seit Jahren fern von ihrer Heimat unter uns leben, spontan glücklich!
Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass auch Sie den einen oder anderen Weihnachtsmoment erleben. Selbst wenn das Fest nicht so ausfällt, wie Sie es sich gewünscht hätten. Gehen Sie erwartungsvoll in die nächsten Tage. „Fürchtet euch nicht! Heute ist für euch der Retter geboren: Er ist Christus, der Herr.“ (Lukas 2) Die gute Nachricht erreicht uns zwischen all den schlechten, beängstigenden Nachrichten unserer Zeit. Gottes Nähe wird in überraschenden Momenten erfahrbar. Sie verändert das Leben. Sie hilft, die Angst auszuhalten und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Gesegnete Weihnachten! Ihre Martina Wittkowski, Kreispfarrerin im Oldenburger Münsterland