Zuletzt aktualisiert am 9. Juni 2024
Liebe Lesende, suchet der Stadt Bestes!
So schreibt der Prophet Jeremia aus Jerusalem den Vertriebenen seines Volkes in der Fremde. Die Stadt, die er meint, heißt Babel. Denn Jeremia schreibt denen, die nach dem verlorenen Krieg dorthin umsiedeln mussten, jedoch keineswegs wollten. Flucht und Vertreibung sind bekanntlich nie freiwillig.
Die entscheidende Frage, welche die Leute von Jeremia beantwortet haben wollen, ist, wie sie sich jetzt verhalten sollen? Es gibt nämlich genug Leute, die entweder nur noch Unheil predigen, ständig Zwietracht untereinander streuen oder bloß einfach das Blaue vom Himmel lügen. Jeremia hält von diesen Falschpropheten, wie er sie nennt, gar nichts, denn mit alldem kommt man nicht wirklich in der nun neuen Umgebung gut an. Denn entweder verbreitert man den Graben zu denen vor Ort oder man vergräbt sich in Selbstmitleid. Bloß dann bringt man sich gar nicht positiv mehr ein. Doch was soll das bringen außer Frust und Wut?
Dagegen sagt Jeremia: Baut Häuser und wohnt darin, arbeitet und lebt dort, heiratet dort und gründet Familien! Und dann schreibt er: „Betet für die Stadt zum Herrn! Denn wenn´s ihr wohl geht, so geht´s euch auch wohl (Jer 29,7).“
Jeremia weiß, dass viele das nicht hören wollen. Viele wollen nur für sich beten, für ihre eigene kleine Welt sorgen. Doch was der Prophet Gottes will, ist genau das Gegenteil. Die Leute sollen sich nicht entzweien, nicht nur ihre eigenen Interessen vertreten, nicht nur sich im Blick haben. Stattdessen will er, dass alle beim Wohlergehen aller zusammenarbeiten: Gemeinschaft statt Zwietracht, Freundschaft statt Feindschaft, über den Tellerrand schauen statt um sich selber kreisen! Es geht dabei um den guten Gedanken Gottes: „Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung (Jer 29,11).“
An dieser Zukunft und Hoffnung, die Gott immer wieder schenkt, sind wir Menschen beteiligt. Denn: „Sucht der Stadt Bestes!“ Oder anders: Lasst euch nicht madig machen, habt einen längeren Atem als der Streit, als die Ausgrenzung, als der Krieg! Bleibt zusammen, gerade weil ihr verschieden seid! Ihr könnt euch selber dafür entscheiden, ihr könnt diejenigen Kräfte wählen, die es allen gutgehen lassen, der ganzen Stadt, der ganzen Bevölkerung. Das ist nicht einfach, doch es lohnt sich: Auf dass Friede sei und nicht das Leid in Europa und der ganzen Welt!
Gesegneten Sonntag!
Pfarrer Dr. Oliver Dürr
Ev.-luth. Kirchengemeinden
Lindern und Molbergen