Liebe Leserinnen, Liebe Leser,
„Eine Hand wäscht die andere!“ so lautet ein Sprichwort. Es bedeutet, dass wenn ich dir etwas gebe, du mir auch etwas geben solltest. Dieses Prinzip wird – um es freundliche auszudrücken – von der neuen amerikanischen Regierung sehr konsequent praktiziert. So soll der ukrainische Präsident für die bisher gelieferten Waffen mit Rohstoffen bezahlen.
Nun sollte sicher in einer Beziehung nicht immer nur eine Seite geben und nur eine Seite nehmen. Ob es sich um ein Verhältnis zwischen Ländern, Gruppen oder auch einzelnen Menschen handelt, ein Interessensausgleich ist nur fair.
Auf der anderen Seite: Wenn ich jemanden nur helfe, wenn ich eine Gegenleistung erwarten kann, dann zeigt das keine wirkliche Hilfsbereitschaft.Zudem verrät diese Haltung auch einiges über die Qualität von Beziehungen.
Die Einstellung, dass jemand keine Geschenke, sondern ausschließlich Geschäfte oder „Deals“ macht, führt dazu, dass diese Person auch keine Freundschaften, sondern nur Geschäftspartnerschaften hat.
Stellen sie sich mal vor, ihr Freund oder ihre Freundin übergibt ihnen ein Geburtstagsgeschenk und teilen zugleich mit, was sie oder er von ihnen zum Geburtstag haben will. Schlimmer noch: Wenn Sie wirklich in Not sind und keine Gegenleistung bieten können, werden sie von einem Menschen mit dieser Einstellung kalt fallen gelassen.
Der Wochenspruch für die vor uns liegende Woche erinnern uns daran, dass Gott ganz anders denkt. Der Apostel Paulus schreibt: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Röm.5,8 – Am Begriff „Sünder“ bleiben Sie vielleicht gerade gedanklich hängen.
Viele verstehen diesen Begriff moralisch, als seien „Sünder“ besonders bösartige Menschen. Doch so meint es Paulus nicht. Vielmehr spricht der Apostel von einer Haltung, die vielleicht noch Gottes Hilfe annimmt, aber ansonsten „Den da oben“ lieber aus dem eigenen Leben raushalten will. Hinzu kommt, dass wir Menschen weder perfekt sind noch unbegrenzte Mittel haben, wie Gott. Wir sind also keine „Geschäftspartner“ die dem Allmächtigen viel bieten könnten.
Vielmehr schenkt uns Gott seine Liebe im Voraus, auch wenn wir ihm noch distanziert gegenüberstehen.
Nun gibt es ja neben dem Sprichwort: „Eine Hand wäscht die andere“ auch die Redewendung: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Satz immer stimmt. In jedem Fall ist Gottes Liebe zwar geschenkt aber nicht „kostenlos“. Nur, dass die Kosten Jesus Christus selbst trägt durch sein Leiden und Sterben. Diese Kosten verdeutlichen, dass es Gott mit uns ernst meint. Er liebt uns um unserer selbst willen und nicht weil wir Gott etwas bieten könnten. Und wenn wir uns von Gott lieben lassen, seine Nähe und seinen Einfluss suchen, was könnten wir ihm dann geben, dass er uns nicht zuvor gegeben hat?
Ist Gott die Quelle des Lebens, so kommt letztlich alles von ihm, was wir für Gott einsetzen könnten. Gerade die Kreuze, die hier im Oldenburger Münsterland so zahlreich am Weg stehen, könnten uns daran erinnern: Gott macht keine Deals. Er schenkt seine Zuwendung und dieses Geschenk kostet Gott sehr viel. In einer Welt in der Unterstützung und Zuwendung immer öfter nur noch für eine Gegenleistung zu haben sind, ist die geschenkte Liebe Gottes unendlich kostbar.
Ihr Pfr. Hannes Koch, Ev.-luth. Kirchengemeinde Dinklage