Werbejingles

Bada ba ba baaaa – McDonalds.  Di di di di ding – Telekom.
Werbejingles erkenne ich zuverlässig. Kein Wunder, schließlich investieren Konzerne eine Menge Geld, damit ihre Marken erkannt werden und das trägt Früchte. Beim wunderbaren Vogelgezwitscher, das sich in diesen Wochen breitmacht, sieht das leider grundlegend anders aus. Wunderschön finde ich das zwar, aber welcher Vogel da gerade eine Melodie singt, kann ich beim besten Willen nicht zuordnen. Meine heimatliche Naturkunde lässt ziemlich zu wünschen übrig. Und ich vermute, abgesehen von ausgewiesenen Naturliebhabern, Jägern, NABU-Mitgliedern oder Pfadfindern, geht das vielen so. Die Markenlogos von Apple, Audi und Adidas haben Sie denke ich sofort vor dem inneren Auge. Doch wie siehts aus mit der Blattform von Ahorn, Buche und Birke?
Zumindest hinsichtlich des Vogelgesangs hege ich für mich nun aber die Hoffnung, dass es sich bessert. Denn ich habe eine Wanduhr geschenkt bekommen, bei der zu jeder vollen Stunde der Gesang eines heimischen Vogels erklingt. Den Kuckuck erkenne ich schon einmal zuverlässig. Die ganze Vogelschar werde ich dadurch sicher nicht in Kürze zuordnen können. Aber ich freue mich darauf, Amsel, Drossel, Fink und Star nun mit anderen Ohren wahrzunehmen.
Und bei diesen Gedanken kommt mir unweigerlich Paul Gerhardts Sommerlied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ in den Sinn. Dieser Schlager des evangelischen Gesangbuchs besingt die Schönheit von Gottes Schöpfung und da kommen die Vögel selbstredend nicht zu kurz:
Die Leche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft,
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall,
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder,
Berg, Hügel, Tal und Felder.
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 503,3).
Wer nun schon durchs Lesen direkt die Melodie im Ohr hat, darf sich einer gut-evangelischen Prägung erfreuen. In der zehnten Strophe heißt es dann über den himmlischen Garten Christi, dass in ihm so viel tausend Seraphim mit unverdroßnem Mund und Stimm ihr Halleluja singen, ihr Halleluja singen.
Wenn also schon der irdische Vogelgesang uns erfreut, wie grandios muss erst der himmlisch-paradiesische Engelsgesang sein, so der Lieddichter. Ein fantastischer Gedanke, finde ich. Und andersherum funktioniert er denke ich auch: Warum sollten wir nicht schon im Gesang unserer Vögel hier auf Erden ein kleines himmlisches Halleluja hören können? Nicht nur uns Menschen, sondern die ganze Welt und selbstredend auch die gefiederten Mitgeschöpfe hat der Herr gemacht, warum also sollten nicht auch die Vögel ihn mit ihrem Gesang loben? Ich hoffe jedenfalls, dass mir dieser Tage die Ohren derart aufgespitzt werden und so aus Gezwitscher ein Lobgesang wird, aus Geräuschen ein Gebet, aus einem Fiderallala ein Halleluja.

Johannes Rohlfing, Pfarrer in Friesoythe