Frühlingserwachen

Frostige Luft und Raureif auf den Feldern. Es war ein schöner Winter. So, wie er sein sollte. Mit dunklen Nächten, glitzernden Lichterfesten und herrlichen Wintergeräuschen. Eiskristallenes Schneeknirschen unter dicken Stiefeln. Frostlaubrascheln und Winterstille.
Regen gab es genug, aber nach klirrend kalten Nächten frosthauchte der Winter uns daraus auch große Eisflächen, um auf Wiesen und Tümpeln Schlittschuh zu laufen. Ein fröhlicher Spaß für Klein und Groß – das Eisknacken, Schneeknarren und Eiszapfenklirren. Der Winter schreibt seine eigene Musik.
Naturmelodien, die unsere Seele einladen, einmal innezuhalten und zuzuhören. Einfach einmal den Alltag ausklammern und die Stille des Winters genießen. Wann erlauben wir uns diese kleine Auszeit vom Alltag? Das Herz wird dann weit in der klaren Winterluft und die Seele kann durchatmen. Und sich freuen!
Denn nach diesen herrlich frostklirrenden Winterzaubereien wächst langsam die Sehnsucht nach den ersten frühlingswarmen Sonnenstrahlen. Dem zaghaften Zwitschern der Vögel, dem ersten Grün, das sich einen ersten vorsichtigen Weg durch krustig harte Erde bahnt. Diese lustige Grashalmtänzerei auf brauner Wintererde.
Die ersten Schneeglöckchen läuten den Frühling ein und wecken uns auf, aus dem kuschelwarmen Winterschlaf, mit ihrem Glockenklang. Ein Windhauchflüstern und himmelsblaues Frühlingserwachen. Die sonnenwarme Ahnung vom Wachsen und Werden. Die Osterzeit erwartet uns. Frühlingsfrische Luft, schmelzender Schnee und fröhliches Vogelgezwitscher! Und ich? Ich breite meine Flügel aus, mir ist, als flöge ich nach Haus. Ich fliege dann so hoch, so weit, wie meiner Seele Atem reicht.
Schließen Sie doch auch einmal die Augen, breiten die Flügel aus und fliegen in den blauen Himmel. Umarmen Sie die ersten Sonnenstrahlen, singen mit dem sprudelnden Bach um die Wette, staunen über kleinste Krabbelkäfereien und freuen sich, dass heute Sonntag ist. – Gott sei Dank!

Dagmar Grössler-Romann | Bildungsreferentin für Musikpädagogik im Kirchenkreis Oldenburger-Münsterland und in der Oldenburgischen Kirche