Was denken Sie, wie viele Stunden am Tag schauen wir Deutschen durchschnittlich Fernsehen? Geben Sie doch mal einen Tipp ab und halten Sie schnell die Hand auf die Zeitung, bevor Sie die Antwort im nächsten Satz lesen. Es waren im Jahr 2022 laut der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung pro Tag durchschnittlich einhundertfünfundneunzig Minuten.
Nicht gerade wenig, oder? Dabei könnten wir mit unserer kostbaren Lebenszeit doch so viel Sinnvolleres anstellen als uns berieseln zu lassen. Zum Beispiel die Bibel lesen! …aber nun ja, ob dieser gutgemeinte Ratschlag vom Pastor nun hier steht oder nicht – das ändert an Ihrer tatsächlichen Freizeitgestaltung wohl wenig.
Und Hand aufs Herz: Neben fraglos vielem Unfug gibt es auch wirklich gute Unterhaltung im Flimmerkasten. Wenn ich daran denke mit was für einer Begeisterung manche „Serienjunkies“ von ihren aktuellen Favoriten schwärmen und eine Folge nach der nächsten schauen, dann ist da ein großer Reiz nicht von der Hand zu weisen. „Über die Staffeln hin, was eben alles passiert an Höhen und Tiefen, baut man einfach eine richtige Beziehung zu den Charakteren auf!“ sagte mir mal jemand. Wobei nur wenige Serien dieses Level über viele Staffeln aufrechterhalten können. Irgendwann kippt es, die Handlungsstränge wirken konstruiert, der Hauptcharakter ausgelutscht, die Luft ist einfach raus. Dann muss eine neue Serie her.
Wie der Zufall es so will habe ich einen Vorschlag parat: The Chosen. Die Serie bietet alles, was das Herz begehrt: Sie ist opulent inszeniert, bietet originelle Charaktere, die überzeugend schauspielerisch dargestellt sind und für die Spannungskurve ist auch gesorgt. Insbesondere für Fans von Historienserien ein absolutes Muss! Als Zuschauer taucht man in eine exotische andere Zeit ein und erlebt den Aufstieg des charismatischen Protagonisten. Sein Name: Jesus.
Weit gefehlt aber wer nun an eine langatmige Bibelverfilmung denkt! The Chosen ist als Serie so gut gemacht, dass sie nicht nur etwas für fromme Zuschauer ist. Für die auch. Aber The Chosen ist einfach so gute Unterhaltung, so sehr am Puls der Zeit unserer Sehgewohnheiten, sie lohnt sich auch aus purem Unterhaltungsinteresse. Wenn nun der ein oder die andere über die Folgen und Staffeln hin eine echte Beziehung zum Hauptcharakter aufbaut wie bei anderen Serien auch – umso besser! Etwas ganz Bestimmtes hat sie allerdings anderen Serien voraus: Bei diesem Hauptcharakter ist die Luft nie raus.
Pfarrer J. Rohlfing, Friesoythe