Alles Tun – In Liebe – 1. Korinther 16, Vers 14

Zuletzt aktualisiert am 17. Januar 2024

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Alles. Alles, was ihr tut. Das hört sich umfassend an. Passt zu dem, was Menschen sich für ein neubegonnenes Jahr vornehmen. Die „guten Vorsätze“: Neues und Sinnvolles in den eigenen Gewohnheiten verankern. Alle Tage. Geduldig, unablässig. Grund in das eigene Leben bringen. Ich möchte das. Ich möchte wieder etwas mehr Kontrolle bekommen. Über das, was ich bin. Und über das, was ich tue. Mich weniger getrieben fühlen. Spontanen Launen nicht mehr so ausgeliefert sein. Mich persönlich weiterentwickeln. Noch mehr die werden, die ich gerne wäre.

Ich weiß, dazu gehört Disziplin. Täglich. Tag für Tag. Also, alles. Alles, was ihr tut, 365 Tage im Jahr. Alles kommt unter diesen Vorsatz. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das ist ein gutes Programm. Liebe! Die Liebe ist ein geradezu überirdisches Prinzip. Liebe tut gut. Tut mir gut. Tut meinen Mitmenschen gut. Und Gott hat auch Freude daran.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das, was sich zunächst so einfach anhört, ist wohl doch recht schwierig. Von Mal zu Mal genau überlegen: wie genau will ich denn nun der Liebe Gestalt geben? In genau dieser Situation? Was will ich tun? Was muss ich tun? Was kann ich tun? Was darf ich tun? Dabei geht es nicht nur um das Tun. Sondern auch um das Geschehen-Lassen. Um das Lassen. Luther übersetzt: „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen.“ Ohne „tun“! Gott segne unser Tun und Lassen. Nicht alles liegt in unserer Hand. Nicht alles unterliegt unserer Kontrolle.

Geschehenlassen. Das zulassen, was Gott in unserer Welt tun will. Uns dem anvertrauen, was Gott tut. Was Gott tun will. Die Hände ruhen lassen. Darauf vertrauen: Gott, der alles in Händen hält, ist ein liebender Gott. Sie hat diese Welt ins Leben gerufen. Ist weiter in ihr unterwegs. Was Gott tut, tut er aus Liebe. Wir lassen es zu. Finden die Balance zwischen Tun und Geschehenlassen. Bewahren in unseren Handlungen die Stille. Und lassen in der Stille die Kraft für ein neues Handelns wachsen.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Wir hören eine Einladung, in den kommenden 366 Tagen auf die Balance zu achten. Auf die Balance zwischen dem, was geschehen will. Und dem, was wir tun sollen. Viele sehen die Geschicke der Welt in schlechten Händen: Die Kriege, die Gewalt, die Armut, das Kindersterben, die Arbeitslosigkeit, die Gier der Reichen, die Zerstörung der Natur, die Verletzung der Menschenrechte …

Ich neige nicht dazu, Gott das Elend der Welt in die Schuhe zu schieben. Menschen bringen viel Unglück in die Welt. Es fehlt an Friedenswillen. Es fehlt an Bereitschaft, die Güter der Erde mit anderen zu teilen. Menschen wollen immer mehr haben, ohne Rücksicht auf andere. Da ist zu wenig Liebe. Und diese Lieblosigkeit bringt viel Leid. Die globale Wirtschaft, ein Kriegsschauplatz. Die Reichen und Starken gewinnen, die Armen bleiben auf der Strecke. So soll es nach Gottes Willen nicht sein.

Aber wie dann? Hand aufs Herz – ich glaube, es geht nur mit Liebe. Nur die Liebe hat die Kraft. Wer an Gott glaubt, glaubt an seine Liebe. Wer an Gottes Liebe glaubt, glaubt auch, dass sich etwas verändern kann. Wer Gott liebt, wird seine Nächsten lieben wie sich selbst. Liebe ist nicht nur ein Wort – so singt ein wunderbares Kirchenlied.

Liebe ist nicht nur ein Wort. Liebe, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren, als Zeichen der Liebe für diese Welt.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Die Liebe als Antrieb hinter allem? Auf die Liebe setzen. Das wäre revolutionär! Liebe, die alles Denken und Handeln, alles Reden und Schweigen durchdringt. Die veränderte unsere Welt – nachhaltig. Die Liebe, das wäre die “Revolution”. Ja. Auf die Liebe setzen. Die Welt verändern. Und sei es nur die eigene kleine Welt. Auf die Liebe setzen. Zeichen setzten gegen Gleichgültigkeit. Gegen Intoleranz und Hass.

Auf die Liebe setzen. Und mich erinnern an poetische Worte von Hanns Dieter Hüsch:

Ich setze auf die Liebe / das ist das Thema / den Hass aus der Welt zu entfernen / bis wir bereit sind zu lernen / dass Macht, Gewalt, Rache und Sieg / nicht anderes bedeuten als ewiger Krieg / auf Erden und dann auf den Sternen.

Ich setze auf die Liebe / wenn Sturm mich in die Knie zwingt / und Angst in meinen Schläfen buchstabiert / ein dunkler Abend mir die Sinne trübt / ein Freund im anderen Lager singt / ein junger Mensch den Kopf verliert / ein alter Mensch den Abschied übt.

Ich setze auf die Liebe / das ist das Thema / den Hass aus der Welt zu vertreiben / ihn immer neu zu beschreiben.

Die einen sagen es läge am Geld / die anderen sagen es wäre die Welt / sie läg’ in den falschen Händen. / Jeder weiß besser woran es liegt / doch es hat noch niemand den Hass besiegt / ohne ihn selbst zu beenden.

Er kann mir sagen was er will / es kann mir singen wie er’s meint / und mir erklären was er muss / und mir begründen wie er’s braucht / Ich setze auf die Liebe! Schluss!

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr.

Ihre Hiltrud Warntjen, Pfarrerin i.R.