Danke für die Musik

Pfarrer Jürgen Schwartz

Liebe Leserinnen und Leser,

sie sind wieder da. Kaum einer hat es für möglich gehalten, aber sie sind zurück. Schon die Ankündigung, dass sie wiederkommen, hat bei vielen das Herz höher schlagen lassen. Und als sie dann auftraten, konnten viele ihre Gefühle gar nicht mehr unter Kontrolle halten. Tränen kullerten, Hände wurden ausgestreckt, ungläubiges Staunen und eine einzigartige Welle der Freude überkam die Umstehenden. In den Gesichtern konnte man lesen: Endlich. O wie schön. Ich kann es gar nicht fassen. Dass ich das noch erleben darf. Und dann begannen einige zu singen und die anderen stimmten mit ein.

Die schwedische Musikband ABBA tritt – nach einer langen Zeit des Getrenntseins – wieder gemeinsam auf. Sie haben Menschen auf der ganzen Welt mit ihrer Art berührt. Ich gestehe, auch ich bin ein Abba-Fan. Sie erzählen in ihren Liedern Geschichten, in denen man sich wiederfinden kann. Zum Beispiel diese:

Jemand macht die Erfahrung, dass er im Vergleich zu den anderen nichts Besonderes ist, ja geradezu langweilig erscheint. Er leidet darunter sehr. Doch dann entdeckt er, dass er ein einzigartiges Talent hat, nämlich: er kann singen. Und er tut es auch. Und dabei merkt er, wie ihn die Musik stärkt – innerlich und äußerlich. Der Refrain von dem Abba-Lied „Thank you for the music“, der an das berühmte „Danke“-Lied aus unseren Gesangbüchern erinnert, lautet:

„Danke für die Musik, die Lieder die ich singe! Dank für all die Freude, die sie bringen! Wer kann ohne sie leben, frage ich in aller Ehrlichkeit. Was wäre denn das Leben dann noch? Was wären wir denn, ohne ein Lied, oder einen Tanz? Deswegen sage ich: Danke für die Musik. Und dass sie mir gegeben wurde!“

Das ist nicht flach. Das Lied erzählt davon, dass jeder einzelne von uns wunderbar gemacht worden ist; dass jeder und jede mit Talenten beschenkt wurde; dass wir uns unserer Gaben freuen dürfen.

Das Lied ist – alles in allem – ein frommes Lied, auch wenn es weder im katholischen Gotteslob noch im Evangelischen Gesangbuch steht und auch (noch?) nicht in unseren Kirchen gesungen wird. Aber Millionen von Menschen singen betend und beten mit dem Abba-Refrain – ohne Anleitung und ohne Belehrung und ohne missionarisches Ziel. Sie lassen sich von der biblischen Botschaft: „Du bist wunderbar gemacht. Du bist einzigartig.“ berühren und öffnen sich so, wenn vielleicht auch leise und zaghaft, aber immerhin dem Horizont, für Gott.

Auch Popmusik kann unser Herz und unsere Sinne öffnen für das Himmlische und für Gott.

„Thank you for the music – Danke für die Musik“, spricht mir aus dem Herzen. Das kann jeder und jede mitsprechen, mitfühlen oder besser noch: mitsingen. Musik und Gesang sind nicht nur etwas, das nur einzelne können; Musik und Gesang ist nicht nur etwas für Profis. Nichts kann ein Herz so erobern wie eine Melodie. Darum: Thank you for the music – Danke für die Musik! Für mich ist das auch ein Gebet: Danke, Gott, für die Musik!

Zur Person

Jürgen Schwartz ist Pfarrer in den evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Lastrup und Lindern.