Vom Suchen und Finden

Der Tag vor dem Urlaub. Alles ist vorbereitet. Die ganzen letzten Tage waren überraschend entspannt. Sonst gibt es oft noch viel zu erledigen auf den letzten Drücker. Fragen, die geklärt werden müssen. Urlaubsvertretung, die informiert werden muss. Ganz dringende Anliegen, die nicht warten können.
Aber nichts davon in diesem Jahr. Es fühlt sich merkwürdig an, so entspannt in den Urlaub zu starten. Am Abend vor der Abreise fahre ich noch zu einem Bekannten zum Fußball gucken. Eine halbe Stunde mit dem Rad unterwegs. Wir erleben einen gemütlichen Fußballabend zusammen und dann geht es mit dem Rad eine halbe Stunde wieder zurück nach Hause.
Der nächste Tag, mein erster Urlaubstag, beginnt mit einer bösen Überraschung: Mein Portemonnaie ist weg. Gestern Abend hatte ich es ganz sicher dabei. Beim Bekannten ist es nicht. Also muss es irgendwo auf der Radstecke rausgefallen sein. Statt das Auto für den Urlaub zu packen, fahre ich die Strecke von gestern wieder mit dem Fahrrad ab. Es dauert länger als eine halbe Stunde hin und zurück, weil ich ganz genau den Boden absuche. Leider erfolglos.
So gibt es doch noch einiges zu klären am ersten Urlaubstag. Bankkarten sperren und Ausweise beantragen. Viel Bargeld war glücklicherweise nicht drin. Von entspannter Urlaubsstimmung aber keine Spur mehr. Genervt und gestresst geht es los und es dauert eine Weile, bis sich das ändert.
Dinge zu verlieren kann sehr nervig sein. Aber mehr ist es auch nicht. Es verursacht ein wenig Mühe, aber irgendwann ist alles wieder da und ein neues Portemonnaie ist gefüllt.
Dieses Erlebnis liegt nun schon ein paar Jahre zurück – und wenn Sie diese Zeilen lesen, dann starte ich vielleicht gerade in den Urlaub. Hoffentlich mit allem, was ich dafür brauche.
Der Wochenspruch für die kommende Woche lautet: “Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.” (Lukas 19,10). Das sagt Jesus über sich selbst. Weil er darum weiß, dass es Schlimmeres gibt als ein verlorenes Portemonnaie. Weil er darum weiß, dass wir Menschen auch uns selbst verlieren können. Wenn alles zu viel wird. Wenn wir nicht mehr weiterwissen. Wenn wir uns verrannt haben. Dann kann man sich mitunter sehr verloren fühlen. Dann braucht es Hilfe von außen. Dann braucht es jemanden von außen.
Dafür macht Jesus ein Angebot. Er ist ein ausgesprochen guter Sucher. Lassen Sie sich von diesem Jesus finden. Denn mit ihm unterwegs zu sein ist immer eine gute Wahl. Ganz egal ob im Alltag oder im Urlaub. Und allen, die in den Urlaub starten wünsche ich dafür Gottes Segen und keine bösen Überraschungen auf den letzten Drücker.
Tim Rathjen, Pfarrer in Damme