Träumen Sie nachts? Bestimmt. Wir alle träumen. Nacht um Nacht. Wenn wir uns erinnern, dann vor allem an das, was wir direkt vor dem Aufwachen träumten. Spätestens beim Versuch, die Träume zu deuten, scheiden sich die Geister. Körper und Seele wirken zusammen, wenn wir träumen. Wir verarbeiten die Eindrücke des Tages. Nachts wagen sich unsere geheimen Ängste heraus. Und die verborgenen Wünsche. In beidem stecken Kräfte für das wache Leben.
Ob wir es mitbekommen oder nicht – wir träumen. Das Träumen ist lebenswichtig. Es reinigt die Gedanken und hilft uns, in der Wirklichkeit zu bestehen. Ob wir uns an unsere Träume erinnern oder nicht, spielt womöglich gar keine so große Rolle. Als Christenmenschen teilen wir den Traum von Gottes Reich. Von seiner Stadt des Friedens. Wir sind eingeladen, ihn mitzuträumen. Und Kopf und Herz und Hände dafür einzusetzen, dass er Wirklichkeit wird.
Dass der Traum Wirklichkeit wird: alle haben mehr als genug zu essen. Keiner lügt mehr. Keiner übervorteilt den anderen mehr. Krieg gibt es nicht mehr. Mord und Totschlag ebenso nicht. An die Stelle des Todes ist das Trösten getreten. Israelis und Palästinenser feiern ebenso miteinander wie Iraner und Amerikaner, wie Ukrainer und Russen, wie Chinesen, Japaner und Inder, Hindus, Juden, Muslime und Christen. Ein Friedenstraum.
Dass der Traum Wirklichkeit wird: davon sang auch Rio Reiser: „Ich hab geträumt, der Winter wär vorbei, du warst hier und wir war’n frei und die Morgensonne schien. Es gab keine Angst und nichts zu verlieren. Es war Friede bei den Menschen und unter den Tieren. Das war das Paradies. Ich hab geträumt, der Krieg wär vorbei, du warst hier, und wir war’n frei und die Morgensonne schien. Alle Türen war’n offen, die Gefängnisse leer. Es gab keine Waffen und keine Kriege mehr. Das war das Paradies!“
Dass der Traum Wirklichkeit wird: Im Refrain singt der Christ Rio Reiser: „Der Traum ist aus! Der Traum ist aus! Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird. Aber Ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird.“ Und singt weiter mit den Versen: „Gibt es ein Land auf der Erde, wo der Traum Wirklichkeit ist? Ich weiß es wirklich nicht.“
Dass der Traum Wirklichkeit wird: Rios Reisers Hoffnung bleibt groß: „Der Traum ist ein Traum, zu dieser Zeit, doch nicht mehr lange, mach dich bereit für den Kampf um’s Paradies! Wir haben nichts zu verlieren außer unserer Angst, es ist unsere Zukunft, unser Land. Gib mir deine Liebe, gib mir deine Hand.“ Als Christenmenschen teilen wir den Traum von Gottes Reich. Vom Paradies. Von Gottes Stadt. Von der Stadt des Friedens. Wir sind eingeladen, ihn mitzuträumen. Und Kopf und Herz und Hände dafür einzusetzen, dass er Wirklichkeit wird.
Dass der Traum Wirklichkeit wird: Wenn wir anfangen werden zu träumen, dann wird ein Lächeln auf unsern Lippen liegen. Wir werden strahlen, singen, tanzen, leuchten, ja, ins Glück fliegen. Das Glück wird unser Herz bestimmen. Und auch unser Herz beginnt zu fliegen. Dort werden Menschen sein, die wir lieben, ja glücklich werden wir dort sein in unserem Traum vom Paradies.
Dass der Traum Wirklichkeit wird: ich denke an die große Träumerin in der Bibel. Maria. An ihr großes Lied. Magnificat genannt. Maria. Mutter des Jesuskindes. Die berühmteste Frau in der Geschichte der Menschheit. Die Frau an der Krippe. Marias Traum singt das Lied von der göttlichen Revolution: „Gott zerstreut die Hochmütigen. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Erniedrigten. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.” (Lk 1,51-53 – Luther2017)
Dass der Traum Wirklichkeit wird: Marias Traum. Für heute gesagt. In poetischen Worten. Von Dorothee Sölle: „Es steht geschrieben, dass Maria sagte, Hungrige hat er mit Gütern gefüllt und die Reichen leer hinweggeschickt … Heute sagen wir das so: Frauen werden zum Mond fahren und in den Parlamenten entscheiden, ihre Wünsche nach Selbstbestimmung werden in Erfüllung gehen und die Sucht nach Herrschaft wird leer bleiben, ihre Ängste werden gegenstandslos werden und die Ausbeutung ein Ende haben.“
Dass der Traum Wirklichkeit wird: Träumen mit Rio Reiser. „Land in Sicht, singt der Wind in mein Herz. Die lange Reise ist vorbei. Morgenlicht weckt meine Seele auf. Ich lebe wieder und bin frei. Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen. Die Spur’n der Verzweiflung wird der Wind verwehen. Die durstigen Lippen wird der Regen trösten. Und die längst Verlor’n-Geglaubten werden von den Toten auferstehen.“
Dass der Traum Wirklichkeit wird: Die Zeit des Träumens ist jetzt. Von der Zukunft zu träumen, ist unsere menschliche Superkraft. Davon träumen, wie die Welt sein könnte. Eine Million Träume für die Welt. Am besten gemeinsam, mit anderen. Wenn eine/r allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit. Träumt unsern Traum. Ja. Träumen wir. Mit der Bibel, Rio Reiser, Dorothee Sölle. Träumen wir mit Maria. Bleiben Sie behütet.
Hiltrud Warntjen, Pfarrerin i.R.