Wie kommt man durchs Leben? – Bei Windstärke 1 nicht umfallen

Liebe Leserinnen und Leser,

Pfarrer Jürgen Schwartz

was ist das Wichtigste im Leben? Wie kann mein Leben gelingen? Das sind große, wichtige Fragen.

Sich mit anderen darüber auszutauschen, empfinde ich immer als anregend.

Vor einiger Zeit las ein Interview mit dem Maler und Kinderbuchautor Janosch, der mit bürgerlichem Namen Horst Eckert heißt und im März 90 Jahre alt geworden war.

Nicht nur unzählige Kinder, sondern auch sehr viele Erwachsene haben sich von seinen Bildergeschichten begeistern lassen, zum Beispiel von „Oh, wie schön ist Panama und „Ich mach dich gesund, sagte der Bär; Janosch ist auch der Urheber der Tigerente“.

„O Bär“, sagte der Tiger, „ist das Leben nicht unheimlich schön, sag!“ „Ja“, sagte der kleine Bär, „ganz unheimlich und schön.“

Ich meine, das trifft die Sache ganz gut. „Ganz unheimlich und schön“ – genau; so ist das Leben. Janosch lässt einmal den Herrn Wondrak sagen: „Im Leben geht es vor allem darum, dass man bei Windstärke eins nicht gleich umfällt. Um viel mehr geht es nicht.“

Das klingt einerseits ein bisschen wenig und auch bescheiden, andererseits auch Mut machend und lebenserfahren.

Dass dieses Leben, dass unser Leben beides ist, nämlich „ganz unheimlich und schön“, zieht sich auch wie ein „roter Faden“ durch das Leben und Wirken Jesu und seiner Jünger. Ein Beispiel: Einmal waren Jesus und seine Jünger zusammen in einem Fischerboot auf dem See Genezareth unterwegs. Ein anstrengender Tag lag hinter ihnen. Da kommt plötzlich ein furchtbares Unwetter auf: Sturm und Wellen sind so kräftig, dass das Boot mächtig hin und her geworfen wird; es droht unterzugehen. Während die Jünger große Angst haben, schläft Jesus ganz ruhig hinten im Boot; sie wecken Jesus, und er fragt sie: „Habt ihr denn kein Vertrauen? – Ich bin doch da! Ich bin bei euch!“

Vertrauen haben. Das ist wichtig; das ist vielleicht das Wichtigste überhaupt. Das ist nicht nur ein Satz der Ermutigung bzw. ein Glaubenssatz; sondern: darin findet sich viel Lebenserfahrung. Jesus hat sich davon, von diesem Gottvertrauen, tragen lassen – nicht nur durch ruhige Zeiten, sondern mehr noch durch die Zeiten, als es stürmisch wurde, als er unterzugehen drohte und die Wellen des Lebens über ihm zusammenschlugen.

Oder mit den Worten von Janoschs Herrn Wondrak: „Im Leben geht es vor allem darum, dass man bei Windstärke eins nicht gleich umfällt.“

Auch wenn es nicht immer leicht ist, die Balance zu halten. Gerade dann, wenn die Widrigkeiten gegen einen stehen, hilft die Kraft des Vertrauens; sich mit einem größeren Vertrauen zu verbinden, sich bei Jesus festzumachen, der mit mir, der mit uns im Boot sitzt, der uns begleitet; so kann es gelingen, den Stürmen und auch Windböen zu trotzen.

Bleiben Sie behütet.

 

Zur Person

Jürgen Schwartz ist Pfarrer in den evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Lastrup und Lindern.